Die Kanaren bieten sich wunderbar für einen „Winter Break“ an. Neben Strand und Sonne punkten die meisten Inseln mit phantastischen Wanderwegen und atemberaubenden Berglandschaften. Ich war bisher auf vier Inseln und jede hat ihren ganz speziellen Eindruck hinterlassen. Hier meine Reisetipps für Hiking auf den Kanaren.
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Hiking auf den Kanaren – Die beste Alternative
Ich hatte lange Zeit die Kanaren nicht wirklich auf dem Schirm und im wesentlichen mit Massentourismus und Alterswohnsitzen deutscher Rentner verbunden. Auch das findet man dort, aber darüber hinaus eine Menge (unberührter) Natur und regionale „Echtheit“.
Mein Fazit nach dem vierten Mal Hiking auf den Kanaren:
- Schnell erreichbar: Die meisten Inseln erreicht Ihr per Direktflug in vier bis fünf Stunden. Aufwändiger ist es, wenn Ihr zusätzlich die Fähre nehmen müsst (z.B. nach La Gomera und El Hierro je nach Abflugsort).
- Relativ günstig: Ich war überrascht. Die Preise sind, zumindest abseits der Touri-Hochburgen, absolut o.k. Besonders die Spritpreise sind wegen des Status einer Sonderhandelszone spürbar günstiger als auf dem Festland.
- Sehr entspannt: Die Mentalität erinnert mich an Andalusien. Auch dort sind die Menschen angenehm relaxed und Touristen gegenüber freundlich. Nepp oder Abzocke habe ich selbst nicht erlebt. Trotzdem solltet Ihr, wie überall, wachsam sein. Auch die Kanaren sind nicht frei von Kriminalität.
- Krasse Natur: Ich hätte vorher nicht gedacht, dass die Inseln – mit einer Ausnahme – landschaftlich so vielfältig sind. Die Ausnahme ist Lanzarote. Hier dominiert klar die Farbe Schwarz, aber dazu gleich mehr.
- Überschaubar: Eine Woche reicht dicke, um eine Insel zu entdecken. Dank der guten Infrastruktur könnt Ihr mit dem Auto schnell die wichtigsten Highlights von überall aus erreichen. Perfekt, denn nichts ist schlimmer, als mit dem Gefühl abzureisen, etwas verpasst zu haben.
Allgemeine Tipps
Reisezeit
Durch der geografischen Lage könnt Ihr grundsätzlich das ganze Jahr über auf die Kanaren reisen. In den Wintermonaten gibt es etwas mehr Niederschläge und die Temperaturen liegen tagsüber im Durchschnitt bei 20 °C. Zum Hiking ist das ideal. Für einen sommerlichen Badeurlaub passt dann besser April/Mai bis Oktober. Ich bin die letzten Male immer Ende Januar geflogen. Nach den Winterferien sind die Preise deutlich niedriger und selbst die touristischen Hot Spots beruhigen sich.
Klamotten
Gerade in den Wintermonaten können die Temperaturunterschiede enorm sein. Zum einen gibt es häufig einen Unterschied zwischen den nördlichen und südlichen Teilen der Inseln. Zum anderen bläst im Gebirge fast immer eine frische Brise, die das Thermometer in den einstelligen Bereich drücken kann. Falls Ihr nicht gerade auf den Teide klettern wollt reicht aber ein leichter Fleece und eine Regenjacke. Wegen des scharfkantigen Lavagerölls empfehle ich selbst bei einfachen Touren immer robuste Wanderschuhe. Mit normalen Turnschuhen werdet Ihr dort nicht glücklich.
Mobilität
Ich bin auch im Urlaub ein Fan von Bus und Bahn. Klar, Ihr könnt Euch damit grundsätzlich auf den Inseln bewegen. Ohne Mietwagen wird das Ganze jedoch anstrengend. Eine Tour durch abgelegene Bergdörfer oder Wanderungen abseits der Küstenorte sind dann mit einem größeren Planungs- und Zeitaufwand verbunden. Plus, mal eben auf der Strecke anhalten und die grandiosen Aussichtspunkte genießen ist nicht. Die Kosten für Mietwagen und Sprit sind wie oben schon beschrieben überschaubar. Da würdet Ihr wirklich am falschen Ende sparen.
Hiking-Touren
Bei einer Woche Aufenthalt mache ich meistens drei bis dreieinhalb Tage Hiking und den Rest Besichtigungen. Bei kleineren Hikes von zwei bis drei Stunden kombiniere ich beides an einem Tag. Bei längeren Wanderungen spanne ich lieber danach aus und plane in Ruhe die nächste Tour oder mache mir Notizen für meinen Blog. Außerdem wähle ich fast immer Rundtouren beim Wandern, um dann wieder direkt beim Auto zu landen. Einer der wenigen Nachteile eines Mietwagens.
Ich nutze schon seit Jahren die Rother Wanderführer. Ladet Euch am besten die App runter, dann habt Ihr neben der Tourenbeschreibungen gleich eine GPS-Funktion dabei. Letztere hat mich schon einige Male davor bewahrt, im Nirgendwo zu landen.
Welche Insel denn nun?
Ich war bisher auf folgenden Inseln (in chronologischer Reihenfolge): Lanzarote – La Gomera – Teneriffa – La Palma. Fuerteventura, Gran Canaria und El Hierro habe ich noch nicht in Angriff genommen. Fuerteventura erschien mir zum Bergwandern im Vergleich weniger gut geeignet. Gran Canaria gilt, besonders im Süden, als sehr touristisch. Bei El Hierro als kleinste Insel hat mich bis dato die umständliche Anreise zurückgehalten. Abgesehen davon steht sie aber ganz oben auf meiner Wunschliste.
Auf die Frage: „Welche Insel ist denn nun die beste zum Hiken?“ kann ich leider nur mit einem „Es kommt drauf an.“ antworten. Nach meinem vierten Trip auf die Kanaren gibt es noch keinen klaren Favoriten. Die Inseln ergänzen sich vielmehr und ich empfehle unbedingt, mehrere nacheinander zu besuchen. Falls Ihr mehr als ein oder zwei Wochen Zeit habt, ist die bessere Alternative natürlich ein gepflegtes „Inselhopping“. Einen guten Überblick über die spezifischen Besonderheiten und Reisetypen findet Ihr auch im Magazin von urlaubsguru.de.
Hiking auf den Kanaren – Vier auf einen Blick
Mondlandschaften – Lanzarote
- Kurzbewertung: Schwarz und steinig, wir sind hier auf dem Mond. Wer es minimalistisch mag, ist auf Lanzarote genau richtig.
- Hiking Tipp: Beeindruckt hat mich die vierstündige Tour rund um den Krater des Caldera Blanca. Bitte aufpassen, dass Ihr von den heftigen Windböen nicht in die Tiefe gepustet werdet.
- Sightseeing Highlight: Das völlig abgelegene Küstendorf Tenesar, wo mich freundlicherweise und ungeplant mein schlechter Orientierungssinn hingelotst hat.
- Übernachten: Apartamento Buenavista in Teguise.
- Reiseführer: MARCO POLO Reiseführer Lanzarote, Lanzarote: Die schönsten Küsten- und Vulkanwanderungen (Rother Wanderführer)
Die Landschaft muss man mögen und ich kann verstehen, dass schwarzes Lavagestein bis zum Horizont nicht jedermanns Sache ist. Ich fand’s klasse und konnte mich kaum satt daran sehen. Zum Hiken ist Lanzarote wegen der Eintönigkeit nicht meine erste Wahl. In Kombination mit der von César Manrique geprägten Kultur und Architektur ist die Insel in Summe aber ein großartiges Erlebnis. Für Weinliebhaber sind zudem die Besonderheiten des Weinbaus auf Lanzarote ein Highlight. Zum Übernachten empfehle ich Teguise, ein entspanntes Örtchen im nördlichen Teil, das weit genug weg von den Touri-Hochburgen wie Playa Blanca ist.
Weitere Infos findet Ihr in meinen beiden Beiträgen unter Reisetipp Lanzarote – 7 Erkenntnisse nach einer Woche und Reisetipps Lanzarote – Die besten Touren für eine Woche.
Berge und Hippies – La Gomera
- Kurzbewertung: Berge, Wind und Hippies – plakativ, trifft aber 100% zu. Strand-, Party- und Kulturfreunde werden woanders glücklicher. Die Insel steht im Zeichen von Outdoor pur.
- Hiking Tipp: Die vierstündige Tour von Chipude auf den Garajonay, dem höchsten Punkt der Insel. Hier bekommt Ihr alles zu sehen, was La Gomera zu bieten hat: Charmante Bergdörfer, grandiose Ausblicke und nebelverhangenen Märchenwald.
- Sightseeing Highlight: La Calera, das als eines der schönsten Dörfer auf La Gomera gilt. Stimmt.
- Übernachten: Apartamentos Villa Aurora in Valle Gran Rey.
- Reiseführer: Baedeker Reiseführer La Gomera, La Gomera: Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen (Rother Wanderführer)
Ein touristischer Rummelplatz ist La Gomera nicht. Im Vergleich zu Lanzarote steht bei Teneriffas kleiner Schwester Bewegung und Natur klar im Vordergrund. Landschaftlich ist sie einer der abwechslungsreichsten Inseln. Schroffe Gebirgsketten, steile Serpentinenstraßen, verschlafene Bergdörfer und ein zauberhafter Lorbeerwald begeistern. Die Anreise ist abenteuerlich. Nicht so sehr die Überfahrt von Teneriffa mit der letzten Fähre (die ich fast verpasst hätte), sondern die einsame nächtliche Fahrt quer durch den gespenstischen Lorbeerwald des Nationalparks Garajonay. Als „Base Camp“ empfehle ich Valle Gran Rey im Westen der Insel.
Mehr Infos zu La Gomera findet Ihr in meinem Beitrag Reisetipps La Gomera – Berge, Wind und Hippies.
Der Ausreißer – Teneriffa
- Kurzbewertung: Das Publikum unterscheidet sich deutlich von den Zielgruppen auf den anderen Inseln. Teneriffa machte einen wesentlich „touristischeren“ Eindruck auf mich, ohne aber aufdringlich zu sein.
- Hiking Tipp: Die knapp vierstündige Cruz de Gala Rundtour mit Startpunkt in Erjos bis auf über 1.300 m, die Euch durch märchenhafte Lorbeerwälder und vorbei an wunderbaren Weitblicken führt.
- Sightseeing Highlight: Ein UNESCO Weltkulturerbe – die Altstadt von San Cristóbal de La Laguna in Kombination mit den Pyramiden von Güímar.
- Übernachten: Hotel San Borodon in Puerto de la Cruz.
- Reiseführer: MARCO POLO Reiseführer Teneriffa, Teneriffa: Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen (Rother Wanderführer)
Mit meinen 52 Jahren kommt es eher selten vor, dass ich als „Jungspund“ gelte. Vielleicht hat sich der Eindruck durch das Publikum in meinem Hotel und/oder wegen der Reisezeit (Januar, Nachsaison) verstärkt. Wie dem auch sei, Teneriffa hat offensichtlich andere Zielgruppen als Lanzarote, La Gomera oder La Palma. Landschaftlich bietet die Insel ähnlich viel, aber so richtig hat sie mich nicht vom Hocker gerissen. Möglicherweise hat es auch damit zu tun, dass mein Touren-Favorit durch die Mascala Schlucht wegen Sperrung nicht möglich war oder ich keine Zeit mehr hatte, den Nationalpark rund um den Teide ausgiebiger zu erkunden.
Meine Reiseplanung (auf Basis des MARCO POLO Reiseführer Teneriffa) findet Ihr auf Google Maps.
Piratenbuchten und Hochgebirge – La Palma
- Kurzbewertung: Vom Charakter her eine Mischung aus Lanzarote und La Gomera.
- Hiking Tipp: Die Roque de los Muchachos Tour. Seit es eine direkte Zufahrt zum Gipfel gibt, ist dieser ein echter Touristenmagnet. Die Serpentinenfahrt bis zum Einstieg der Wanderung und das spektakuläre Panorama während des Hikes lassen die vielen Besucher am Ziel aber locker verkraften.
- Sightseeing Highlight: Die „Piratenbucht“ Porís de Candelaria unterhalb von Tijarafe. Vorsicht, die holprig-steile Serpentinenstraße runter zur Bucht ist nichts für schwache Nerven.
- Übernachten: Hotel Benahoare, Los Llanos
- Reiseführer: MARCO POLO Reiseführer La Palma, La Palma: Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen (Rother Wanderführer).
La Palma liegt landschaftlich und touristisch irgendwo zwischen Lanzarote und La Gomera. Wie auf Lanzarote dominieren kilometerlange Vulkanfelder, daneben aber auch viel Grün und Hochgebirge. In der Nebensaison Ende Januar herrscht „tote Hose“. Viele Restaurants hatten zu und auf meinen Hikes war ich zum Großteil allein auf weiter Flur. Über die Outdoor-Möglichkeiten hinaus punktet die Insel mit wunderschönen Orten. Mein Favorit ist Santo Domingo (de Garafía) und auch die Hauptstadt Santa Cruz rockt mit bunten Fassaden und entspannter Atmosphäre.
Meine Reiseplanung (auf Basis des MARCO POLO Reiseführer La Palma) findet Ihr auf Google Maps.
Habt Ihr noch mehr Hiking-Tipps für die Kanaren? Hinterlasst mir gerne ein Kommentar zu meinem Artikel.