,

Neuseeland Nordinsel Reiseroute 4 Wochen – viel mehr als Kiwis und Hobbits

Zwischen Sabbatical, Skepsis und Spoiler

Neuseeland stand ehrlich gesagt nie ganz oben auf meiner Reiseliste.

Zu weit weg, zu teuer, und – so hieß es oft – irgendwie gar nicht sooo anders als Europa. Ein bisschen wie Südtirol mit mehr Schafen. Klingt solide, aber eher nach “kann man machen”, nicht nach “unbedingt jetzt”.

Doch diesmal war die Ausgangslage eine andere: Sabbatical, zweite Etappe, und nach vier Wochen Vietnam plus Zwischenstopp in Kuala Lumpur war ich plötzlich… auf halbem Weg. Dazu kam: In Auckland lebt eine frühere Kollegin – ein perfekter Ankerpunkt für den Start.

Also: Warum nicht? Einfach machen, Erwartungen nicht zu hoch schrauben – und wie immer – neugierig und offen bleiben.

Die Nordinsel – in a Nutshell

Die beste Reisezeit

Die Nordinsel lässt sich grundsätzlich das ganze Jahr über bereisen – aber November bis April gilt als ideal: Spätes Frühjahr bis früher Herbst, oft angenehm warm und vergleichsweise stabil.

Ich war im Februar/März unterwegs – perfekt. Der größte Touri-Ansturm war vorbei, die Temperaturen lagen meist zwischen 22 und 27 Grad, selbst im Süden der Nordinsel noch mild. In den Bergen allerdings: morgens Pulli einpacken.

Sicherheit & Naturbewusstsein

Neuseeland gilt als sicheres Reiseland. Ich habe mich zu keiner Zeit unwohl gefühlt. Trotzdem gilt wie immer: nicht übermütig werden. In den Städten kommt es gelegentlich zu Autoaufbrüchen (Wertsachen also nicht offen im Mietwagen lassen).

Größer ist der Respekt vor der Natur: Wetterumschwünge in den Bergen, wenig Handyempfang in Nationalparks, starke UV-Strahlung. Offline-Karten, Sonnencreme und gesunder Menschenverstand sind gute Reisebegleiter.

Fortbewegung durch Aotearoa

Ohne Mietwagen verpasst man das Beste. Viele Nationalparks, Küstenabschnitte und abgelegene Orte sind nur mit Auto flexibel erreichbar. Es gibt zwar Fernbuslinien, aber: acht Stunden im Bus auf einer kurvigen Küstenstraße sind nicht jedermanns Sache.

Bahn? Gibt’s – aber eher als touristische Panoramafahrt (z. B. Northern Explorer), nicht als realistisches Verkehrsmittel. ÖPNV in den Städten wie Auckland oder Wellington wiederum ist gut ausgebaut: moderne Busse, verlässlich und im Vergleich günstig.

Ich selbst bin auch drei Strecken geflogen (Auckland–Wellington, Wellington-Kerikeri, Kerikeri-Auckland), das spart Zeit – und ist oft günstiger als gedacht.

Kleiner, aber wichtiger Tipp: Taxis sind in Neuseeland absurd teuer. Vor allem in Städten wie Auckland oder Wellington kann eine kurze Fahrt richtig ins Geld gehen. Deshalb: Immer Uber buchen. Spart Geld – und klappt zuverlässig.

Motel-Romantik & Airbnb-Flair

In kleineren Orten dominieren Motels im amerikanischen Stil – oft ohne Frühstück, aber mit eigener Küchenzeile (praktisch!).

Airbnbs sind eine gute Alternative, besonders wenn man etwas mehr Platz oder lokale Tipps sucht. Klassische Hotels gibt’s vor allem in den Städten – allerdings: nicht so wirklich günstig.

Preise – kein Schnapper

Nach Vietnam war es… sagen wir: eine gewisse Umstellung. Neuseeland ist in vielen Bereichen 10–15 % teurer als Deutschland, vor allem bei Unterkünften und Gastronomie. Aber: die Qualität stimmt meistens.

Luft, Licht & Schlafqualität

Eines meiner absoluten Highlights: die unfassbar klare Luft. Ich habe selten so gestochen scharfe Fotos gemacht – und so gut geschlafen. Weniger Feinstaub, kaum Lärm, kaum Lichtverschmutzung. Klingt banal – ist aber wirklich ein Geschenk.

Mehr Charme als Skyline

Neuseeland hat keine wirklichen Metropolen – und genau das ist Teil seines Reizes. Auckland fühlt sich mehr nach Australien in ruhiger an als nach Weltstadt. Wellington ist windig, kreativ und erstaunlich entspannt.

Wer Großstadttrubel sucht, ist hier falsch. Wer Kultur ohne Hektik will: goldrichtig.

Māori-Kultur

Anders als in vielen Ländern wird die indigene Kultur hier nicht folkloristisch ausgestellt, sondern aktiv gelebt: auf Ortsschildern, in Museen, bei kulturellen Veranstaltungen. Auch wenn ich keine tiefen Einblicke hatte, war die Präsenz spürbar – und hat mein Bild von Neuseeland definitiv erweitert.

Die Route – 9 Stopps in 4 Wochen

Ursprünglich hatte ich kurz überlegt, auch die Südinsel mitzunehmen – so viel wie möglich sehen, einmal alles, wenn man schon mal da ist.

Aber: Ich war bereits über einen Monat unterwegs (Vietnam und Kuala Lumpur), und wer meinen Reisestil kennt – ich will nicht nur unterwegs, sondern auch dort sein, und wie immer Zeit haben zum: Um die Ecke schauen.

Die Nordinsel versprach genau das: abwechslungsreich, aber machbar. Die Südinsel? Kommt noch – ganz sicher.

In Auckland lebt eine Ex-Kollegin und Bekannte, mit der ich auch einen Teil der Strecke zusammen gereist bin. Deshalb taucht Auckland in meinem Routen-Überlick gleich mehrfach auf – quasi als Dreh- und Angelpunkt:

  1. Ankommen und staunen in Auckland (4 ÜN)
  2. Zwischenstopp mit Kraterblick in Taupo (1 ÜN)
  3. Wandern & Weitblick im Tongariro Nationalpark (3 ÜN)
  4. Art-Déco & zu viel Wein in Napier (3 ÜN)
  5. Geothermal und gechillt in Rotorua (2 ÜN)
  6. Wein, Wasser & Inselgefühl – zurück in Auckland (2 ÜN)
  7. Hauptstadtflair mit Wind & Wasser in Wellington (4 ÜN)
  8. Strand, Bootstouren & Motel-Romantik in Paihia (5 ÜN)
  9. Abschluss in guter Gesellschaft – Auckland reloaded (3 ÜN)

Neuseeland Nordinsel Reiseroute 4 Wochen – die Tour im Detail

Auckland – Metropole mit Kleinstadt-Vibes

So fühlt sich Auckland an

Auckland ist für eine Millionenstadt erstaunlich entspannt – mehr Kleinstadt als Metropole. Der Verkehr hält sich in Grenzen – kann aber auch daran liegen, dass ich kurz vorher aus der Scooter-Hölle Vietnams kam ;-).

Die Hafengegend ist vor allem abends richtig stimmungsvoll – viele Restaurants und Bars, dazu die untergehende Sonne über dem Wasser. Auch außerhalb des Zentrums gibt es einiges zu entdecken. Für Tages- oder Halbtagestouren ist Auckland ein guter Startpunkt.

Mit dem öffentlichen Busnetz kommt man überraschend bequem nahezu überall hin – keine U-Bahn, aber dafür zuverlässig, sauber und günstig.

Apropos sauber: Stadtbild und Gastronomie haben mich beeindruckt – gepflegt, hochwertig, fast überall gute Qualität.

Meine Highlights

  • Mount Eden (Maungawhau) – Kleiner Hike, großer Ausblick: der perfekte Einstieg in die Stadt – samt Vulkankrater-Panorama.
  • Schifffahrtsmuseum – Überraschend spannend. Als Abschluss eines Hafen-Spaziergangs absolut empfehlenswert – starke Ausstellung, tolle Geschichten.
  • Rangitoto Island – Vulkaninsel mit Gipfelwanderung. Einen kompletten Vormittag einplanen – viel Lava, viel Aussicht, viel Wasser mitnehmen. Ein echtes Highlight.
  • Devonport – Auf einer Halbinsel, mit der Fähre erreichbar. Charmantes Viertel + Mini-Hikes auf zwei Vulkankegeln. Highlight: eine Katze ist ein Stück mitgewandert. Kein Witz.
  • Waiheke Island – Tagesausflug mit Geschmack: Weinwanderung von Winery zu Winery. Rad mieten oder einfach laufen – besonders im Westteil gut machbar.

Meine Tipps für Auckland

Wie lange bleiben? 3-4 Nächte lohnen sich auf jeden Fall – Auckland hat seinen ganz eigenen Charme und ist ein guter Start- oder Schlusspunkt für deine Tour.

Unterkunft: Beim ersten Stop hatte ich ein Airbnb im Viertel Britomart – super zentral, nur wenige Minuten zum Hafen. Meine Unterkunft vor dem Weiterflug: Das Ramada Suites by Wyndham – im zentralen Geschäftsviertel (CBD), daher etwas „geschäftiger“, aber ebenfalls top gelegen.

ÖPNV-Tipp: Wer mehr als nur durchrauscht, kann sich die HOP Card holen – lohnt sich für Bus und Fähre.

Fazit: Auckland ist ideal zum Ankommen, Runterkommen – und am Ende doch mit mehr Entdeckungen, als man anfangs erwartet hätte.

Blick vom North Head in Devonport auf die langgestreckte Küste, den Strand und das dahinterliegende Wohnviertel bei leicht bewölktem Himmel.
Devonport von oben – kleiner Hike, großer Blick vom North Head

Taupo – Zwischenhalt mit Dampf & Wasserfall

Nach dem ersten Abschied von Auckland (Aleksa hat mich direkt am Airbnb eingesammelt) ging es weiter Richtung Tongariro Nationalpark. Taupo lag auf halber Strecke – und war perfekt für eine kurze Zwischenübernachtung.

Der Ort selbst liegt am gleichnamigen Lake Taupo, wirkt aber eher wie ein funktionaler Versorgungsstopp als eine Destination mit echtem Highlight-Faktor.

Aber: Zwei Dinge lohnen sich trotzdem – und die haben wir am nächsten Morgen direkt mitgenommen:

  • Craters of the Moon – Eine dampfende, blubbernde Hügellandschaft mit Holzpfaden durch geothermal aktives Gebiet. Der Name ist nicht übertrieben: Es riecht nach Schwefel, überall zischt und raucht es. Rockt.
  • Huka Falls – Der Waikato River, Neuseelands längster Fluss, wird hier auf nur wenige Meter verengt – um dann mit voller Wucht in türkisfarbenem Getöse abzustürzen. Drumherum: kurze Trails, Aussichtsplattformen und – für Adrenalinjunkies – Jetbootfahrten direkt bis an die Fälle.

Beide Orte kann man übrigens gut verbinden: Es gibt einen schönen Spazierweg (ca. 45 Minuten) von den Craters bis zu den Huka Falls – oder umgekehrt.

Übernachtet haben wir im Bella Vista Taupo – schlicht, aber sauber und gut gelegen.

Fazit: Kein Ort zum Verweilen – aber perfekt, um das erste Mal Kraterluft zu schnuppern und Wasserwucht zu bestaunen.

Tongariro Nationalpark – Welcome to the Moon

So fühlt sich der Tongariro Nationalpark an

Wer ohne Auto kommt, hat entweder eine sehr gute Wander-App – oder sehr viel Zeit. Zivilisation? Fehlanzeige. Der Tongariro Nationalpark liegt irgendwo zwischen Vulkanfeld und spirituellem Niemandsland. Ein krasser Bruch zu Auckland – kein City-Vibe, Flat White oder Sushi in Sicht.

Es gibt hier nur zwei Optionen: Hiking oder Hiking. Beide lohnen sich ;-).

Was viele nicht wissen: Der Park ist nicht einfach „ein Stück schöne Natur“, sondern heiliger Boden für die Māori-Iwi Ngāti Tūwharetoa. 1894 übergaben sie das Gebiet als „Geschenk“ an die Nation – unter der Bedingung, dass es gemeinsam mit der neuseeländischen Regierung verwaltet wird.

Das Ergebnis: Neuseelands erster Nationalpark – und bis heute ein Ort, der spirituelle Bedeutung und Naturerlebnis miteinander verbindet.

Mein Highlight

Tongariro Alpine Crossing – Welcome to the Moon

Das Tongariro Alpine Crossing zählt zu den spektakulärsten (Eintages-) Wanderungen weltweit – und ehrlich: verdient. Fast 20 Kilometer, knapp 800 Höhenmeter und ein ständiger Wechsel aus Nebel, Sonne, Lava, Mondlandschaft und Endorphinen.

Start war – sagen wir mal – unchristlich. Gegen 5:30 Uhr ging’s mit dem Shuttle los, um rechtzeitig zum Sonnenaufgang am Startpunkt zu stehen. Nicht meine Zeit. Und dann noch der Gedanke, die Tour mit einer Triathletin  (aka Aleksa) zu machen…

Die Strecke ist nicht zu unterschätzen: Kein Wasser, keine Verpflegung (alles selbst mitbringen), kaum Schatten. Immerhin: Toilettenhäuschen gibt’s, aber: Klopapier einpacken.

Die Tour führt über ein aktives Vulkanmassiv mit drei Gipfeln – darunter der Mount Ngauruhoe, besser bekannt als „Mount Doom“ aus „Herr der Ringe“. Der höchste Punkt ist der Red Crater auf ca. 1.886 Metern – mit atemberaubender Aussicht auf die smaragdgrünen Kraterseen.

Insgesamt dauert die Tour 6–8 Stunden, empfohlen wird eher 8, plus Puffer. Ich hatte mich die ganze Zeit gewundert, warum wir nicht überholt wurden. Der Grund: Wir haben’s tatsächlich in schlappen 6 Stunden gemacht.

Am Ende holt dich der Shuttle wieder ab – erschöpft, verstaubt, aber: stolz, sehr sogar. Und selbst Aleksa hatte etwas Muskelkater am nächsten Tag – was mich dann doch beruhigt.

Ein echtes Abenteuer – fordernd, visuell absurd schön, und definitiv etwas, das bleibt. I survived the Crossing – and did it in 6h.

Meine Tipps für den Tongariro Nationalpark

Übernachtet haben wir im Skotel Alpine Resort – dem höchstgelegenen Hotel Neuseelands (1.130 m) mitten im Nationalpark. Der Stil? 70er-Jahre-Nostalgie trifft Berglodge: Holzpaneele, Teppich, massive Balken – aber alles top in Schuss. Dazu: gutes Essen, ultra nettes Personal – und ein Terrassenausblick direkt auf den Vulkan Ngauruhoe.

Wenn ihr das Alpine Crossing machen wollt – und wer will das nicht?: Unbedingt frühzeitig den Shuttle-Service organisieren. Das Hotel hilft, aber fragt rechtzeitig – gerade in der Hauptsaison.

Wer noch Luft hat: Der Silica Rapids Track (ca. 2,5 h, 7 km) ist ein abwechslungsreicher Rundweg – mit Wald, Bach, und leuchtend gelbem Tuffgestein. Ideal für den An- oder Abreisetag.

Fazit: Wer Natur in ihrer rauesten und ehrlichsten Form erleben will, ist hier richtig. Der Tongariro NP ist bestimmt nichts für den Stadtmenschen mit Chai Latte-Entzugsangst.

Napier – Art Deco & Pinot Noir

So fühlt sich Napier an

Nach vier Stunden Fahrt durch menschenleere Wildnis und sattgrünes Nirgendwo taucht Napier auf – und mit ihm eine komplett andere Zeitrechnung: Willkommen in den 30ern. Nicht 2030, sondern 1930.

Direkt an der beeindruckenden Küste der Hawke’s Bay gelegen, versprüht die Stadt einen ganz eigenen Charme – Meeresbrise trifft Art-déco-Kulisse.

Nach einem verheerenden Erdbeben 1931 wurde die Stadt im damals populären Art-déco-Stil wieder aufgebaut – heute wirkt das Zentrum wie eine lebendige Filmkulisse, komplett mit geometrischen Fassaden, verspielten Ornamenten und pastellfarbenen Schildern. I like.

Aber Napier ist nicht nur Architektur, sondern auch Rebenland: Das umliegende Hawke’s Bay ist eine der renommiertesten Weinregionen Neuseelands – und bietet unzählige Weingüter, die mit Sauvignon Blanc, Syrah & Co. locken.

T&G Building in Napier im Art-Déco-Stil bei blauem Himmel, mit Straßenlaterne im Vordergrund.
Art-Déco in Reinform: Das ikonische T&G Building in Napier – ein Postkartenmotiv

Meine Highlights

  • Art-Déco-Walk – Geführte Tour oder auf eigene Faust – wir haben letzteres gemacht. Dauer: ca. 2 Stunden, besser aber mit Zeitpuffer für Kaffee, Fotos und Fassade-Feierei. Infos dazu hier.
  • Weintour durch Hawke’s Bay – Am besten im Visitor Centre fragen und direkt buchen. Großartige Kombination aus Wein, Landschaft und Chit Chat mit Winzern.
  • Mission Estate Winery – Dinner mit Stil: Historisches Weingut, herrliche Lage. Gute Busanbindung, top Küche – und zwar so, dass es sich wie ein eigener Kurzurlaub anfühlt.
  • Promenade & Strand – Keine Pläne, keine Hektik. Einfach loslaufen, Kaffee trinken, lunchen, Möwen zuschauen. Tiefenentspannung made in Napier.

Meine Tipps für Napier

Übernachtet haben wir im expressotel – super zentral, alles zu Fuß erreichbar, und ideal gelegen für Art-Déco-Spaziergänge, Cafés und den kurzen Heimweg nach dem Wein.

Drei Nächte fand ich perfekt: Ein halber Tag jeweils für die Art-Déco- und die Weintour – dazwischen: herumstreifen, essen, fotografieren.

Tagesrhythmus-Prognose: In Neuseeland wird generell früh gegessen – in Napier noch früher. Ab 20:30 Uhr fühlt sich mancher Laden schon wie in der Nachtschicht. Eine Bar nach 23:00 Uhr? Viel Glück – oder einfach: früh schlafen und früh aufstehen.

Und gut zu wissen: Busse fahren auch zu einigen Weingütern – hilfreich für alle, die lieber einen Pinot mehr wollen als einen Führerschein weniger. 

Fazit: Wer auf Pastell, Pinot und Pazifik steht, wird hier sehr glücklich. Perfekter Kontrast zur rauen Natur im Tongariro Nationalpark.

Rotorua – Es blubbert wieder

Bye bye, Napier – ich werde noch lange von geometrischen Fassaden träumen … und meine Leber freut sich auf Regeneration.

Auf dem Rückweg Richtung Auckland haben wir einen Zwischenstopp in Rotorua eingelegt – weniger wegen der Stadt selbst (die ist eher zweckmäßig à la Taupo), sondern wegen des brodelnden Untergrunds.

Schon auf dem Weg dorthin lohnt sich ein Halt im Wai-O-Tapu Thermal Wonderland – ein beeindruckender Geothermalpark südlich von Rotorua, bekannt für seine surrealen Farben: smaragdgrün, neonorange, tiefschwarz. Heiße Seen, dampfende Krater, Schlammbecken – und der „Champagne Pool“ als visuelles Highlight. Rockt.

Am nächsten Morgen habe ich den Kuirau Park erkundet – mitten in der Stadt, kostenlos und: ziemlich unterschätzt. Ich hatte ein paar Blubberlöcher erwartet – am Ende wurden es fast zwei Stunden, entlang dampfender Pools, brodelndem Schlamm und fast dystopische Szenarien. Alles zwischen Straßenverkehr, Spielplätzen und Spazierwegen. Cool!

Geschlafen haben wir direkt gegenüber im Kowhai Motel – solide Wahl, vor allem wegen der Lage: morgens aus dem Zimmer, einmal über die Straße, und schon steht man im Nebel – und am Tor zur Hölle.

Fazit: Kein Ort zum Verlieben – aber perfekt zum Staunen, Zwischenlanden und einmal mehr die Kraft Neuseelands unter der Erde zu spüren.

Wellington – Hauptstadt mit Seebrise

Nach zwei Nächten in Auckland ging’s für mich allein weiter – per Inlandsflug Richtung Süden, in die Hauptstadt. Klingt nach Großstadt, ist aber in Wirklichkeit: angenehm überschaubar. Wellington ist Capital City, ja – aber ohne Hauptstadt-Gehabe. 

Der Hafen ist das Herz der Stadt – hier trifft man sich, spaziert, trinkt Kaffee. Drum herum schöne, aufgeräumte Viertel mit kleinen Cafés, Buchhandlungen, Bars. Auch architektonisch spannender als man denkt: Edwardianische Holzhäuser, viktorianische Villen, moderne Glaskästen liegen oft nur eine Straße auseinander.

Wenig Verkehr, glasklare Luft, kurze Wege. Und: Man ist schnell draußen. Kaum fährt man ein paar Minuten, steht man zwischen Hügeln, Buchten oder im Wald. Plus: Selbst an bekannten Highlights wie dem Mount Victoria oder im Karori Wildlife Sanctuary ist erstaunlich wenig los – Ruhe statt Rummel.

Einziger Nachteil? Der Wind. Wellington ist nicht ohne Grund als „Windy Welly“ bekannt. Also: Jacke nicht vergessen.

Meine Highlights

  • Zealandia / Karori Wildlife Sanctuary – Natur pur gleich hinter der Stadtgrenze. Endlich Kiwis direkt vor meinen Füßen! Leichter, schöner Rundwanderweg durch Wald, Gezwitscher und Gewusel inklusive. Mit dem Bus in ca. 30 Min. erreichbar. Do it.
  • Mount Victoria Lookout – Vom Hafen aus ein netter Hike hoch auf den Hügel. Belohnt wird man mit einer großartigen Aussicht über Stadt und Bucht. Ideal für den ersten Überblick.
  • Te Papa Tongarewa – Das Nationalmuseum Neuseelands: modern, zugänglich, ideal bei Regen. Die Ausstellung über den 1. Weltkrieg (von Weta Workshop gestaltet!) ist eindrücklich, berührend – und bleibt hängen.
  • Waterfront Walk – Entspannt zwischen Skulpturen, Hafenbecken, Cafés und Galerien flanieren. Perfekt zum Kaffee trinken, Leute und Möwen gucken oder Fish’n’Chips inhalieren.
  • Botanic Garden & Space Place @ Carter Observatory – Wer noch Puste hat, kann hier ein grünes, fast meditatives Kontrastprogramm einlegen. Weitläufig, ruhig, gute Aussicht. Mit dem historischen Cable Car erreichbar oder zu Fuß.

Meine Tipps für Wellington

Oaks Wellington Hotel – Gönnung! Schönes, modernes Hotel mit tollem Ausblick, mitten im Zentrum gelegen. Stilvoll, komfortabel, top Lage.

Drei Nächte lohnen sich absolut, ich hatte vier – und hab’s keine Sekunde bereut. Wellington braucht ein wenig Zeit zum Entdecken.

Zwei Restaurant-Tipps, wenn’s richtig gut werden soll:

  • Capitol Restaurant – von außen unscheinbar, aber innen mit Atmosphäre – moderne italienische Küche, toller Fisch, alles frisch, top Weine.
  • Rosella – stylisch-minimalistisches Setting, großartiges Menü mit kleinen, perfekt inszenierten Gerichten. Mein Favorit!

Fazit: Wellington ist keine Stadt zum Durchrauschen – sondern eine, die sich langsam entfaltet, mit Hafenblick, Natur und Haltung.

Paihia – touristisch, aber mit Stil

So fühlt sich Paihia an

Von Wellington ging’s per Inlandsflug (mit kurzer Zwischenlandung in Auckland) in einer Propellermaschine Richtung Norden – Ziel: die Bay of Islands.

Der Mini-Flughafen in Kerikeri (~ 40 min von Paihia entfernt) selbst ist schon eine Herausforderung: Wenn ihr – wie ich – erst abends landet, wird’s schwierig mit Taxi & Co. Ich musste mir erstmal telefonisch ein Shuttle organisieren. Auf meinen Reisen habe ich bisher nur einen noch kleineren Airport erlebt: auf den Fidschis.

Paihia selbst ist charmant und überschaubar: ein paar Cafés, Motels, Restaurants – das war’s auch schon fast. Aber es reicht vollkommen: Der Ort hat eine kleine, aber gute Infrastruktur, ist gepflegt, freundlich, und der Blick auf den Hafen: einfach klasse.

Trotz Tourismus hat Paihia zum Glück keine „Malle-Folklore“ oder Souvenir-Hölle. Wer hierher kommt, kommt wegen der Natur. Das heisst: entspannte Touris, viel Grün – und Blau. Plus: Anfang März war es angenehm leer.

Meine Highlights

  • Paihia School Road Track – Start am Ortsrand landeinwärts. Kleiner Hike, große Aussicht. In knapp einer Stunde hin und zurück zum Paihia Lookout – perfekter Einstieg für den ersten Tag.
  • Russell – Charmanter Ort auf der anderen Seite der Bucht. Mit der Fähre in 15 Minuten erreichbar. Schöne Promenade, tolle Natur für kleine Hikes – und selbst sonntags angenehm ruhig.
  • Day in the Bay Cruise – Ca. 7 Stunden, aber keine Minute zu lang: Hole in the Rock, Delfin-und Whale-Spotting (sofern sie Lust haben, sich zu zeigen), und Insel-Stop an der traumhaften Urupukapuka Island.
  • Waitangi Treaty Grounds – Historisch: Hier wurde 1840 der Vertrag zwischen der britischen Krone und den Māori unterzeichnet. Heute ein top gestaltetes, weitläufiges Areal. Zu Fuß in 45 Min. von Paihia – direkt an der Bucht entlang. Machen, lohnt sich.

Meine Tipps für Paihia

Fullers Bay of Islands – Büro direkt am Hafen, gute Beratung, unkomplizierte Buchung für Touren: Am besten am Vortag Tickets holen – in der Hauptsaison natürlich früher. Es gibt auch mehrtägige Touren und Segeltrips. Bei Letzteren darf (oder muss) man mit anpacken – Geschmacksache ;-).

Dolphin Motel – Ruhig gelegen, aber nur ein paar Minuten vom Hafen entfernt. Großes Zimmer, viel Platz, perfekt für ein paar Tage Erholung. Vier Übernachtungen – ideal, weil genug Zeit für die wichtigsten Highlights, Hikes und eine Portion Nichtstun.

Fazit: Bay of Islands: Touristisch, ja – aber mit Stil und einem Overload an Natur.

Neuseeland Nordinsel Reiseroute 4 Wochen – Fazit: Absolut!

Neuseelands Norden hatte ich unterschätzt – und wurde dafür umso mehr überrascht: beeindruckende Landschaft, entspannte Städte, Vulkan-Abenteuer, Küstencharme, Geschichte und Tierwelt. Vom brodelnden Tongariro bis zur relaxten Bay of Islands, vom Art-déco-Zauber in Napier bis zur rauchigen Dystopie von Rotorua.

Nach etwas mehr als vier Wochen dann: tschüss – mit einem letzten Domestic Flight zurück nach Auckland. Zwei Tage Luft holen, Bilder sortieren, Schuhe putzen – und meinen nächsten Stop (Singapur) vorbereiten.

Ich komme wieder. Für die Südinsel. Für noch mehr Kiwi-Vibes. Für noch mehr Aotearoa.


Du planst deine eigene Tour durch Neuseelands Nordinsel? Lass dich von meinem Blogpost inspirieren, speichere dir die besten Spots direkt in Google Maps – und wenn du Fragen hast, schreib mir einfach in die Kommentare.

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner