Um einen Abstecher nach Kyoto kommt man bei einer Japan-Tour nicht herum. Die Stadt bezeichnet sich selbst als das kulturelle Zentrum des Landes, was durchaus stimmt, wenn man sich die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten anschaut. Das gleichnamige Klimaprotokoll tut sein Übriges, um den Bekanntheitsgrad zu steigern. Hier meine Reisetipps Kyoto.
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Reisetipps Kyoto – Die Kurzfassung
Kyoto liegt im Westen der Hauptinsel Honshū und ist von Osaka nur eine halbe Stunde mit dem Zug entfernt. Obwohl ich mich viel lieber abseits der Touristenpfade bewege, stand Kyoto schon von vornherein als Etappenziel fest. Wenn Ihr das auslasst, habt Ihr einen der schönsten und wichtigsten Teile des Landes verpasst.
Nicht nur die Stadt selbst, auch die Umgebung hat viel zu bieten und man sollte sich mindestens drei bis vier Tage Zeit nehmen. Den berühmten Fushimi-Inari-Schrein südlich von Kyoto habe ich leider nicht mehr geschafft. Dafür solltet Ihr noch mal einen zusätzlichen Tag einplanen.
Gerade wegen der vielen Sehenswürdigkeiten müsst Ihr leider auch viel Tourismus in Kauf nehmen. Der Anteil an ausländischen Besuchern liegt im Vergleich zu anderen Zielen in Japan höher.
Über Kyoto gibt es eine Reihe guter Reiseführer und ich möchte Euch nicht mit Wiederholungen langweilen, sondern eine kurze persönliche Einschätzung der wichtigsten Highlights als Orientierungshilfe geben.
Erster Eindruck
Kyoto wirkt im Vergleich zum nahegelegenen Osaka „sophisticated“ und wohlhabender. Das Zentrum ist schachbrettförmig angelegt und die im klassischen Holzstil gebauten Häuser sind entsprechend der speziellen Bauvorschriften niedriger.
Das Gebirge rings um die Stadt verstärkt die besondere Atmosphäre noch mal. Passend zum Motto des Klimaprotokolls dominiert hier das Rad als umweltfreundliches Fortbewegungsmittel und die Straßen sind perfekt dafür ausgelegt.
Manga-Museum
Im Kyoto International Manga Museum wird deutlich, dass der Kunststil weit über Comics und Filme hinausgeht und sich auf Fotografie, Modellbau und Mode erstreckt. Manga ist in Japan omnipräsent und wird von allen Altersklassen und sozialen Schichten konsumiert und gelebt.
In den Ausstellungsräumen über drei Etagen gibt es viel Skurriles zu entdecken wie etwa nachgestellte Nazi-Szenen im Miniaturformat. Zudem könnt Ihr durch meterlange Bücherregale schmökern und es Euch auf der riesigen Liegewiese draußen bequem machen. Der Eintritt kostet umgerechnet sieben Euro. Zum Schluss habt Ihr noch die einmalige Chance, Euch von Profizeichnern als Manga-Figur verewigen zu lassen.
Fazit: Klare Empfehlung für alle, die sich näher mit der japanischen Manga-Kultur beschäftigen möchten.
Monkey Park
Der Monkey Park als Teil des Naherholungsgebiet Arashiyama ist 20 Minuten mit der Bahn vom Zentrum entfernt. Von der Station aus dauert es zu Fuß noch mal eine knappe halbe Stunde zum Gipfel des „Monkey Hill“, wo sich frei lebende Affen wie selbstverständlich unter die Besucher mischen. Es gibt klare Regeln, wie man den anderen Primaten zu begegnen hat, was von den Wärtern mit strengem Auge überwacht wird.
Die Gegend ist eine Touristenattraktion und selbst unter der Woche gut besucht. Neben dem Affenhügel ist der Ichitanimunakata Shrine ein weiteres Highlight im Arashiyama Park.
Fazit: Einmalige Erfahrung mit Affen, die aber viele andere auch machen wollen.
Nara-Park
Eine weitere Tier-Naherfahrung könnt Ihr im Nara-Park machen. Die Stadt Nara ist eine Stunde mit dem Zug von Kyoto entfernt und einen halben Tag solltet Ihr Euch dafür Zeit nehmen. Die Hauptattraktion sind frei lebende Hirsche, die zwischen den Besuchern herumlaufen. Die – manchmal etwas aufdringlichen – Tiere kann man füttern und streicheln.
Auf den Hauptwegen herrscht Hochbetrieb. Wenn Ihr aber tiefer in den Park hinein geht, wird es ruhiger und zwischen Obstbäumen und kleinen Waldstücken begegnen Euch immer wieder Hirsche. Es gibt darüber hinaus eine Reihe von Tempeln zu besichtigen. Der bedeutendste und größte ist Todai-Ji, der unter anderem für seine über 16 Meter hohe Buddha-Statue berühmt ist.
Fazit: Ein halber Tag wegen der Hirsche und Todai-Ji ist gut investiert.
Nishiki Markt
In „Downtown“ Kyoto lohnt sich ein Abstecher zum Nishiki Food Market. Nishiki ist keine klassische Markthalle, sondern ein langezogener überdachter Weg und man findet hier so ziemlich alles, was Japan kulinarisch zu bieten hat. Leider konnte ich die Namen der Produkte nicht entziffern. Es gibt vor allem Fisch – in allen Konsistenzen -, Süßigkeiten, Obst und eine ganze Reihe von einfachen Restaurants mit typisch japanischer Küche.
Fazit: Lohnt sich und ist trotz der Geschäftigkeit recht entspannt.
Teramachi und Shinkyogoku Shopping Arcades
Normalerweise mache ich mir wenig aus Shopping Malls und Kyoto ist auch eher bekannt für seine Kunsthandwerksläden. Ich bin durch Zufall auf die beiden Malls gestoßen. Ihr findet dort nicht nur den klassischen 08/15 Einheitsbrei, sondern auch richtig gute Vintage- und Plattenläden und kleine Boutiquen von lokalen Designern. Durch die Größe verteilen sich die Besuchermassen, was selbst am Wochenende relaxtes Shopping möglich macht.
Fazit: Shopping Mall(s) mit angenehm lokaler Färbung als „konsumtiver“ Ausgleich zur kulturellen Fülle Kyotos.
Kiyomizu-dera-Tempel
Der Kiyomizu-dera-Tempel ist am westlichen Stadtrand gelegen und besonders in den Abendstunden eine Pilgerstätte für Romantiker. Für diesen Zweck werfen sich viele japanische Besucher in traditionelle Schale. Der recht steile, zwanzigminütige Aufstieg führt durch enge kopfsteingepflasterte Gassen zum Gipfel. Je näher man dem Ziel kommt, desto höher wird die Dichte an Touristen und Souvenirläden.
Beim ganz in orange gehaltenen Kiyomizu-dera-Tempel verteilt sich der Trubel dann etwas und Ihr könnt den grandiosen Blick auf Kyoto genießen. Die Tempel-Anlage hat von 6:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet. Abends ist der Besucheransturm besonders groß. Früh morgens habt Ihr wahrscheinlich mehr Platz, um Euch alles in Ruhe anzuschauen.
Fazit: Auf jeden Fall einplanen, der Aufstieg und das Gedränge wird mit einem sagenhaften Blick auf Kyoto belohnt.
Kaiserpalast (Kyoto Gosho)
Aufgrund der Berichte im Internet habe ich mir nur den Park (Kyoto-Gyoen-Park) um Kyoto Gosho angeschaut. Die Palastbesichtigung ist wohl eher eine Massenabfertigung und Ihr müsst Euch vorab registrieren – vorausgesetzt Ihr blickt auf der offiziellen Internet-Seite beim etwas umständlichen Anmeldeprozess durch.
Der Park vor dem Kaiserpalast ist aber sehr schön und extrem gut gepflegt. Hierher ziehen sich viele Einheimische zum Picknick zurück und bestaunen die Kirschbäume beim Blühen. Die Parkanlage ist riesig und war trotz eines Feiertags nicht überfüllt. Auf den Nebenwegen kann man immer wieder kleine, aber sehr originelle Schreine entdecken.
Fazit: Wenn Kyoto Gosho auf dem Weg liegt, lohnt sich ein Spaziergang durch den Park, ansonsten könnt Ihr die Zeit besser nutzen.
Daitoku-ji Tempel
Daitoku-ji ist ein Komplex mit sieben Haupt-, 21 „Subtempeln“, traditionellen Teehäusern und einem kleiner Bambuswald. Mit dem Bus braucht man vom Zentrum aus etwa 30 Minuten, zu Fuß eine knappe Stunde. Der Weg führt durch die typischen Wohngebiete Kyotos, was ein interessanter Kontrast zum Zentrum ist. Geht nicht zu spät los, die Anlage schließt schon um 16:30 Uhr.
Man muss für jeden Tempel einzeln zwischen 300 und 600 Yen bezahlen. Ein Geheimtipp ist Daitoku-ji schon lange nicht mehr, wie in manchen Reiseführern beschrieben. Es sind überwiegend ausländische Touristen, die hier ausgedehntes Tempelhopping machen.
Ihr könnt schon beim Entlangschlendern einiges sehen. Es lohnt sich aber trotzdem, ein oder zwei der Gebetshäuser von innen anzuschauen. Ich war im Kohrin-In, ein familiärer Tempel aus dem frühen 16. Jahrhundert mit kleiner Gartenanlage und gutem Einblick in die minimalistische Raumarchitektur.
Fazit: Museales Ambiente, kompakte Tempel-Vielfalt – es gibt aber interessantere Anlagen in Japan.
Pontocho Alley
Pontocho Alley verläuft entlang des Flusses Kamo und wird in vielen Reiseführern als atmosphärisches Highlight mit traditionellen Bars und Restaurants angepriesen. In der Tat hat die schmale, langgezogene Gasse gerade am Abend ein besonderes Flair.
Leider lassen sich die Restaurants das Ambiente entsprechend bezahlen. In vielen Läden muss man ein „Platzgeld“ von 500 Yen löhnen und der Service in den eigentlich recht urigen Kneipen erinnert mehr an Massenabfertigung. Die südliche Verlängerung der Pontocho Alley ab Shijo Dori ist am Abend dagegen weniger dicht gedrängt und touristisch, aber genauso stimmungsvoll.
Fazit: Ein Spaziergang am Abend wegen der Atmosphäre lohnt sich auf jeden Fall, zum Essen und Trinken würde ich woanders hingehen.
Gion-Viertel
Auf der gegenüberliegenden Seite des Kamo erstreckt sich das Gion-Viertel. Hier ist es wesentlich ruhiger, besonders am frühen Abend vor Öffnung der Bars und Restaurants. Die zweistöckigen Holzbauten mit ihren roten Lampions am Eingang schaffen eine tolle Atmosphäre. Besonders stimmungsvoll fand ich die Shinbashi Dori.
In Gion, das in den Reiseführern als Geisha-Viertel beschrieben wird, sind in der Tat viele Kyoter in traditioneller Kleidung unterwegs. Man könnte fast denken, die Szenerie ist extra für Touristen nachgestellt, was aber nicht der Fall ist. Eine ausführlichere Beschreibung findet Ihr unter japan-guide.com oder insidekyoto.com.
Fazit: Stimmungsvolles Viertel, zeigt das traditionelle Japan in Architektur, Kleidung und Gastronomie, ohne zu sehr zu „verkitschen“.
Hey!
Toller Bericht! Wir möchten nächstes Jahr definitiv eine Japan-Reise unternehmen und da steht Kyoto bei mir gaaaaanz oben auf der Liste.
Danke Für die Tipps und Eindrücke!
Liebe Grüße
Jenny