Wie die meisten Weine aus der Neuen Welt können auch die argentinischen nicht ganz mit den Burgundern, Riojas oder Piemontesern konkurrieren. Die roten überzeugen aber durch eine enorme Frucht und die Bodegas durch Professionalität und Leidenschaft zu ihren Produkten. Das Hauptanbaugebiet liegt direkt an Chile angrenzend in der Provinz Mendoza, mit beeindruckendem Blick auf die Anden. Es lohnt sich, für eine Argentinien Weinreise ein paar Tage Zeit einzuplanen.
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Argentinien Weinreise
Im (Nord-)Westen, am Fuße der Anden, ist Mendoza mit ca. 150.000 Hektar Anbaufläche und 70% der gesamten argentinischen Weinproduktion die größte und bedeutendste Region. Cuyo als sogenannte „Großregion“ vereinigt wiederum die Regionen Mendoza, San Juan, San Luis und La Rioja und deckt damit über 90% des Weinbaus ab. Alleine in der Region Mendoza werkeln über 16.000 kleine, mittlere und große Betriebe am Thema Wein.
Die anderen Gebiete neben Cujo, wie etwa das für Weißweine bekannte Salta im Norden, spielen eine untergeordnete Rolle. Ihr könnt Euch über den argentinischen Weinbau und die dazugehörigen Zahlen und Fakten bei Wikipedia informieren. Eine weitere umfassende Seite ist Wines of Argentina, dort findet Ihr die wichtigsten Neuigkeiten Rund um den argentinischen Wein und eine Liste von Bodegas mit ausführlichem Profil.
Das Gläschen am Morgen
Es gibt eine Reihe von organisierten Weintouren. Diese sind aber nicht billig und steuern im Wesentlichen die großen, kommerziellen Bodegas an. Besser ist es, sich im Vorfeld über das Thema zu informieren und eigene Touren zusammenzustellen, mit einer guten Mischung aus Nischenanbietern, Newcomern, Familienbetrieben und Massenproduzenten.
Des Weiteren habt Ihr mit dem Ansatz eine größere Chance, individuelle Führungen, die häufig sogar kostenlos sind, zu bekommen und nicht in einer Gruppe mit zehn oder 20 Leuten und unterschiedlichen Wissensständen durch die Anlagen geschleust zu werden. Die Weingüter könnt Ihr per Mail, auch auf Englisch, anschreiben. Viele Bodegas bieten Degustationsmenüs an, was eine Führung, ein mindestens 4-Gänge Menü und die passenden Weine enthält. Die Qualität des Essens war im Übrigen bis auf eine Ausnahme immer top.
Ein kleiner Tipp: Zwei Bodegas am Tag reichen vollkommen aus. Wir waren leider etwas überambitioniert und haben uns drei Weingüter pro Tag vorgenommen. Nach spätestens zehn bis zwölf Weinen zur Probe streiken selbst kampferprobte Geschmacksnerven bei der Wucht von Malbec & Co. Hinzu kommen noch Mittagstemperaturen um die 30 Grad, die in Kombination mit dem Alkohol im Laufe des Tages zunehmend ihre Spuren hinterlassen.
Ein Streifzug durch die Bodegas
In knapp zwei Stunden könnt Ihr von Buenos Aires aus Mendoza, die gleichnamige Hauptstadt der Region, per Flieger erreichen. Flüge gehen mehrmals täglich und die Preise liegen im Schnitt bei ca. 350,00 € für Hin- und Rückflug. Die Strecke von über 1.100 km könnt Ihr natürlich auch mit dem Auto oder dem Bus in zwei Tagen – einmal quer durch Argentinien – in Angriff nehmen, lohnt sich aber landschaftlich nicht besonders und es gibt auch sonst nicht viel zu besichtigen. Die Zeit ist besser vor Ort investiert.
In der Region gibt es etliche gut geführte Ressorts und Boutique Hotels, aber auch eine gute Auswahl an Low Budget Unterkünften. Begeistert waren wir von Lares de Chacras, einem Boutique Hotel etwas außerhalb von Mendoza mit eigenem Weinkeller und einem guten Asado-Restaurant. Grundsätzlich macht sich eine Unterkunft außerhalb des Stadtzentrums bezahlt. Ihr vermeidet damit den dichten Verkehr und seid schneller in den Bodegas. Ein Mietwagen – für Fahrer, die sich bei den Weinproben disziplinieren können – könnt Ihr direkt ab dem Flughafen buchen.
Willkommen in der Pampa
Organisiert aber unbedingt eine gute Karte oder besser ein Navigationssystem und informiert Euch gründlich über die Anfahrt zu den Bodegas. Die Region Mendoza liegt im wahrsten Sinne des Wortes am Ende der Welt, manche Straßen sind sogar für Google Maps blinde Flecken. Aufgrund der niedrigen Preise sind aber auch, je nach Entfernung zu den Bodegas, Taxifahrten eine Alternative.
Wer bislang mit dem Begriff „Pampa“ nichts anzufangen wusste, kann ihn hier bestens mit Leben füllen. Es zeigt sich ein komplett anderes Bild als in der Hauptstadt Buenos Aires oder auch in Patagonien. Wer ein pittoreskes Ambiente wie in den französischen Anbaugebieten mit ihren historischen Städtchen erwartet, wird zunächst enttäuscht. Dafür hat die Region aber einen eigenen Charme, bietet atemberaubend Bilder auf die Andenkordilleren und die Chance auf Einblicke in das wahre Argentinien.
Das hier ist Südamerika pur. Der Lebensstandard, trotz der wirtschaftlichen Bedeutung, ist spürbar geringer als in der Metropole Buenos Aires, viele leben von der Landwirtschaft und der Erdölförderung in der Region. Alles ist sehr aufs Praktische ausgerichtet. Auffallend sind die vielen Young- und Oldtimer aus den Sechzigern und Siebzigern, an denen der deutscher TÜV seine helle Freude hätte. Geradeso notdürftig zusammengeflickt, ist damit ein einzigartiges Ökosystem an Werkstätten, Ersatzteillagern und Autofriedhöfen entstanden.
Hier geht’s weiter mit den Bodegas.