„Verkohlte Erde“ und „Mondlandschaft“ beschreiben den Reisetipp Lanzarote am besten. Es gibt auf den ersten Blick nicht viel zu sehen und zum Baden könnt Ihr auch woanders hin. Trotzdem ist die Insel außergewöhnlich und bleibt haften.
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Reisetipp Lanzarote – Erkenntnisse
Obwohl ich Berlin liebe, nervt der kontinentale Winter, der sich ewig in die Länge zieht. Ein „Winter Break“ spätestens im Januar musste her und auf den Kanaren war ich bisher noch nicht. In die nähere Auswahl kamen La Palma und Lanzarote. Beide Inseln sind als typische Individualziele bekannt und bieten vor allem Natur. Meine Entscheidung fiel auf Lanzarote und sie war richtig. Hier meine Erkenntnisse nach einer Woche.
Auch auf dem Mond ist es schön
Die gravierendsten Vulkanausbrüche der Neuzeit, die Lanzarote aus einer fruchtbaren Insel in eine bizarre Mondlandschaft verwandelt haben, fanden zwischen 1730 bis 1736 statt. Am deutlichsten seht Ihr das Ausmaß im Parque Nacional de Timanfaya, wo es auch jetzt noch direkt unter der Erde brodelt und blubbert. Einen guten Bericht dazu findet Ihr auf Welt Online.
Eigentlich ist der Anblick wahnsinnig eintönig, und trotzdem macht der krasse Kontrast zwischen blauem Himmel, einzelnen grünen Büschen und dem schwarzen Vulkangestein süchtig. Nehmt Euch auf jeden Fall genügend Zeit, durch die Landschaft zu cruisen und das skurrile Szenario mit dem Foto einzufangen.
Überrascht hat mich auch, dass Lanzarote trotz der harten Bedingungen landwirtschaftlich genutzt wird, besonders für den Weinanbau. Durch den hohen Mineralgehalt des Bodens gedeihen hervorragende Weißweine, aber auch ziemlich markante rote Tropfen. Einen guten Überblick über die Besonderheiten des Weinanbaus auf Lanzarote findet Ihr hier.
Ein Paradies für „Trekkis“
Lanzarote ist die perfekte Insel zum Wandern. Im Nationalpark Timanfaya sind nur geführte Touren möglich und Ihr müsst Euch dafür rechtzeitig anmelden. Infos darüber findet Ihr auf der Facebook-Seite des Parks.
Es gibt aber eine Reihe interessanter Strecken, die Ihr auf eigene Faust erlaufen könnt. Besonders die Routen auf die unzähligen Vulkankrater lohnen sich. Ihr habt von da aus einen grandiosen Ausblick auf die Insel. Empfehlen kann ich Euch den Rother Wanderführer mit der dazugehörigen GPS-App. Letztere kostet zwar 9,99 €, erspart Euch aber einiges an Zeit und Kraft, da die Pfade nicht immer klar und deutlich als solche gekennzeichnet sind.
Beeindruckt hat mich die Tour rund um den Caldera Blanca, die zirka vier Stunden dauert. Die ersten Kilometer ziehen sich durch schwarze Vulkanwüste. Danach geht’s steil bergauf zum Krater, der mit einem mega Ausblick belohnt. Oben kann der Wind gerne mal Orkanböen erreichen, daher lauft bei solchen Trips, wenn möglich, an der Innenseite des Kraterrands entlang.
Ausrüstungstechnisch solltet Ihr für solche Touren robuste Trekkingschuhe mitnehmen, das Geröll kann teilweise ziemlich scharfkantig sein. Darüber hinaus reichen ein dünner Fleece-Pulli, eine windabweisende Jacke und bequeme Jeans oder Shorts aus. Die Temperaturen fallen tagsüber selbst im Januar nicht unter 20 Grad.
Tourismus – geht so
Ein Geheimtipp ist Lanzarote schon lange nicht mehr. Gerade die Küstenorte Playa Blanca, Puerto del Carmen und Costa Teguise erinnern vom Ambiente her stark an die andalusische Costa del Sol. Im Zentrum der Insel findet Ihr aber Flecken, die noch ursprünglicher sind wie etwa die ehemalige Hauptstadt Teguise.
Der Tourismus ist für Lanzarote zwar eine wichtige Einnahmequelle, aber weit entfernt von billiger Pauschalabfertigung, wie man das teilweise auf Mallorca oder Ibiza erlebt. Die Besucher sind hier primär auf Kultur, Relaxen und besonders Sport aus. Die interessanten Hot Spots sind natürlich gut besucht, das ganze bleibt aber völlig im Rahmen und nerviges Gedränge oder Wartezeiten habe ich nirgendwo erlebt.
Gar nicht so teuer für eine Insel
Auf Ferieninseln sind die Lebenshaltungskosten meistens höher als auf dem Festland. Eine Woche kann in Reisezielen wie Sardinien (Italien) richtig teuer werden. Lanzarote ist im Vergleich dazu moderat. Die Preise sind zwar höher als zum Beispiel in Andalusien, liegen aber immer noch leicht unter deutschem Niveau. Den Café Solo (Espresso) gibt’s in den meisten Cafés sogar für einen schlappen Euro. Die Eintritte liegen zwischen 3,00 € für kleinere Locations und 9,00 € für die Highlights – teilweise inklusive Führung – was absolut o.k. ist.
Auch habe ich zum Glück nirgendwo Abzocke erlebt oder miese Tricks wie verschiedene Speisekarten für Einheimische und Touristen. Richtig günstig sind die Preise für Mietwagen und Benzin. In der Nebensaison bekommt Ihr einen Wagen schon ab 100,00 € die Woche, der Sprit liegt durch die geringen Steuern bei mas o menos einem Euro pro Liter.
Manriques Spuren sind überall
Der Künstler und Architekt César Manrique ist auch nach seinem Tod 1992 die prägendste Persönlichkeit auf Lanzarote. Manrique hat – ähnlich wie Gaudí für Barcelona – ein außergewöhnliches Erbe hinterlassen und eine beeindruckende Einheit zwischen Kunst, Architektur und vulkanischer Natur geschaffen.
Perfekt gelungen ist das beim Bau seiner Häuser, die sich regelrecht mit dem Vulkangestein verschmelzen. Ich kann Euch nur empfehlen, wirklich alle seine Wirkungsstätten anzuschauen. Ein Urlaub ohne Manrique ist möglich auf Lanzarote, aber sinnlos.
Entspannte Lanzarotiner
Die Einwohner von Lanzarote, Lanzarotiner genannt, habe ich als äußerst entspannt und freundlich wahrgenommen. In Restaurants, bei Führungen und selbst bei Polizeikontrollen war das Verhalten gegenüber Touristen immer korrekt. Vielleicht hat das auch mit der wechselvollen Historie der Insel und den Naturgewalten zu tun, welche einen an die wirklich wichtigen Dinge wie Zusammenhalt und Respekt erinnern.
Ohne Auto – schwierig
Es gibt zwar ein gut organisiertes Bussystem auf Lanzarote, aber um ohne allzu großen Aufwand die wirklich interessanten Ecken zu erkunden braucht Ihr ein Auto. Es entgeht Euch auch sonst die Chance, einfach mal „ungeplant“ los zu fahren und an den vielen markanten Punkten spontan anzuhalten und Fotos zu schießen.
Eine Alternative sind Rennräder, die einem auf den überraschend gut asphaltierten Straßen ständig begegnen. Lanzarote scheint ein El Dorado für Radsport-Enthusiasten zu sein. Enthusiast muss man auch sein, wenn man sich die Rennstrecken mit den Autos und deren Abgasen teilt. Nichts für mich.
Lanzarote ist im Winter auch super zum Drachenfliegen
leider ist die lange Flugreise inzwischen nicht mehr CO2 Fußabdruck angemessen